You are currently viewing Hochsensibel Mutter sein: Ich bin die sichere Basis – auch wenn ich schwanke

Hochsensibel Mutter sein: Ich bin die sichere Basis – auch wenn ich schwanke

Hochsensibel Mutter sein - zwischen Erschöpfung und innerer Größe

Als hochsensible Mutter fühlst du oft, wie intensiv und überwältigend die ersten Jahre mit deinem Kind sein können. Du nimmst jede Regung, jedes Geräusch und jede Emotion tiefer wahr als andere – das kann Erschöpfung bedeuten, aber auch eine außergewöhnliche Verbundenheit. In diesem Artikel möchte ich dir Mut machen: Du bist nicht allein, und deine Sensibilität ist eine wertvolle Stärke – auch wenn du manchmal schwankst. Mit aktuellen Forschungsergebnissen, liebevollen Impulsen und praktischen Übungen begleite ich dich auf deinem Weg.

1. Wenn du denkst, du bist zu empfindlich für diese Aufgabe

Vielleicht kennst du das: Es ist mitten in der Nacht, du sitzt leise auf dem Boden neben dem Kinderbett. Die Welt um dich herum scheint still, aber dein Herz schlägt laut. Du fühlst eine tiefe Erschöpfung und die Tränen lauern hinter den Lidern. Du atmest, doch spürst, wie dir jede Ruhe entgleitet. Du willst deinem Kind Halt geben – doch fühlst dich selbst wie eine wackelige Brücke über tiefem Wasser.

Hast du dich schon einmal gefragt: „Kann ich eine gute Mutter sein, obwohl mich so vieles so schnell überfordert?“

Vielleicht bist du einfach hochsensibel. Und genau das macht deine Mutterschaft zu einer besonderen Reise.

Maria, hochsensibel, Mutter einer zweijährigen Tochter, erzählt:
„Manchmal fühle ich mich, als würde ich jeden Moment zerbrechen. Die Geräusche, die Hektik – alles wird so schnell zu viel. Ich dachte, ich wäre zu schwach für diesen Job. Doch dann sehe ich meine Tochter an und spüre, dass meine Sensibilität auch unsere Verbindung stärkt.“

2. Hochsensibel Mutter sein – feinfühlig, schnell erschöpft, innerlich groß

Wusstest du, dass bis zu 30 Prozent der Menschen hochsensibel sind? Du nimmst Gefühle, Geräusche und Stimmungen intensiver wahr als viele andere. Das ist ein Geschenk – und manchmal auch eine Last. Gerade in der frühen Mutterschaft, wenn alles neu und ungeplant ist. Es handelt sich nicht um eine Krankheit oder Diagnsoe, sondern um eine Eigenschaft. Dein Gehirn arbeitet ein wenig anders, als bei den übrigen 70 % der Gesellschaft. 

Mutter werden ist ein langsamer Prozess, kein Sprint. Neben dem neuen Leben wächst auch eine neue Version von dir heran. Plötzlich fühlst du dich fremdbestimmt, deine eigenen Bedürfnisse rücken in den Hintergrund. Für hochsensible Frauen wie dich kann das besonders schnell in Stress und Überforderung münden.

Dein Gehirn ist wie eine vielbefahrene Kreuzung voller Gedanken und Gefühle, die schwer zu sortieren sind. „Gedankengewitter“ nennt Kathrin Borghoff das. „Habe ich überhaupt schon einen Moment in meinem Leben keinen Gedanken gedacht?“ Daraus entsteht oft Erschöpfung und ein nagendes schlechtes Gewissen: „Mache ich genug?“

Die Forschung bestätigt das: Elaine Aron zeigte in einer Studie mit über 800 Eltern, dass hochsensible Mütter intensiver fühlen, sich öfter überwältigt fühlen – und gleichzeitig eine tiefere Verbindung zu ihrem Kind spüren. Deine Empathie ist eine große Stärke, aber sie bringt auch einen inneren Druck mit sich, alles perfekt zu machen.

Mein SOS-Tipp: Sage dir laut „Stopp!“ und spüre bewusst deinen Körper – atme tief in den Bauch. So kannst du den Stress nach und nach loslassen.


3. „Ich reagiere stark – bin ich instabil?“

Wenn du dich schnell gereizt fühlst durch Weinen, grelles Licht oder das ständige „Mama!“, dann denke nicht, du bist schwach oder instabil. Studien zeigen, dass hochsensible Eltern sich oft selbst viel strenger bewerten, wenn sie überfordert sind.

Glaub mir, ich kenne das nur zu gut. Meine innere Kritikerin gesteht es mir nicht zu überfordert auf dem Küchenboden zu weinen, während meine Kinder um mich herumwuseln. Ich habe zum Glück gelernt irh etwas entgegenzusetzen und weiß, dass auch für mich alle Gefühle da sein dürfen und fließen dürfen und genau das versuche ich meinen Kindern vorzuleben (auch wenn es wirklich nicht leicht ist vor dem Hintergrund meiner Millenial Sozialisation).

Forschungen bei Eltern von Kleinkindern (0–3 Jahre) zeigen:

  • Hochsensible Eltern haben häufiger Ängste, nicht „gut genug“ zu sein. 
  • Gleichzeitig können sie Angst davor haben, zu nah zu sein – und doch Nähe zu vermeiden.
  • Aber deine Sensibilität bestimmt nicht, wie du dein Kind erziehst. Du bist mehr als dein Nervensystem.

Akzeptiere, dass dein Gehirn so funktioniert. Du kannst aber deine Haltung verändern und lernst Schritt für Schritt, gut mit deiner Hochsensibilität umzugehen. Dein Kind will das Beste für dich – und das bist du. Hochsensibel Mutter sein stellt dich vor besondere Herausforderungen, macht dir aber auch das Geschenk tiefe, echte Verbindung spüren zu können.

Unsere Gesellschaft erwartet oft, dass wir Gefühle verstecken. Aber gerade du darfst deine Emotionen spüren, auch wenn sie stark sind.

Anna, Mutter eines Säuglings, berichtet:
„Ich habe oft das Gefühl, dass ich mich zwischen meinen eigenen Bedürfnissen und denen meines Babys verliere. Es fühlt sich an, als würde ich ständig auf einer emotionalen Achterbahn fahren. Doch ich lerne, diese Gefühle anzunehmen und nicht gegen sie zu kämpfen. Das macht mich stärker.“


4. Selbstbewusstsein in leisen Tönen: Was dein Kind wirklich braucht

Vielleicht wünschst du dir Selbstbewusstsein, aber nicht laut und lautstark. Sondern ein tiefes Wissen in dir, das auch bleibt, wenn du mal fällst. Bindungsforschung zeigt, dass Kinder keine perfekten Eltern brauchen. Sie brauchen dich – emotional erreichbar, echt, verbunden.

Sag dir:

  • „Ich darf wanken – und bin trotzdem tragfähig.“
  • „Ich darf überfordert sein – und liebe dich trotzdem sicher.“
  • „Ich muss nicht laut sein, um klar zu sein.“

Wenn du dich liebevoll um dich selbst kümmerst und dich wohlwollend anschaust, gibst du deinem Kind das wertvollste Geschenk. Und ja: das ist schwer und es braucht seine Zeit, aber wenn du das als tiefe Wahrheit annimmst, hast du den ersten Schritt bereits getan.

5. Wenn du innerlich leuchtest, auch wenn es niemand sieht

Eine Studie von Branjerdporn et al. (2019) zeigt: Hochsensible Eltern mit unsicherem Bindungsstil neigen manchmal zu sehr strengen oder sehr nachgiebigen Erziehungsweisen. Nicht aus Gleichgültigkeit – sondern weil ihre Überreizung und Unsicherheit ihren Alltag bestimmen.

Doch die wichtigste Erkenntnis ist: Sensibilität ist kein Problem – sie ist ein Verstärker.

Wenn du dich mit deiner Überwältigung annimmst, schaffst du Raum – für neue Reaktionen, für Wärme und kleine Pausen. Für dich.

Erkenne deine Grenzen und Bedürfnisse als Schlüssel zu deinem individuellen Weg in der Mutterschaft. Dabei begleite ich dich gern im 1:1 Coaching.

6. Deine stille Stärke

Vielleicht hältst du heute Abend wieder eine kleine Hand, während du müde bist. Vielleicht fragst du dich, wie du morgen weiter machen sollst, obwohl du kaum Kraft hast.

Denk daran: Deine Stärke liegt nicht darin, immer stabil zu sein. Sie liegt darin, immer wieder zurückzukommen. Zur Liebe. Zur Verbindung. Zu dir selbst.

Du bist die sichere Basis – auch wenn du manchmal schwankst.

Deine Hochsensibilität ist eine große Ressource, die diese Welt dringend braucht.

Du musst diese Reise nicht allein gehen. Gemeinschaft, Verständnis und Unterstützung sind dein Recht und deine Kraftquelle.

7. Sanfte Übungen für dein sensibles Nervensystem

Hier sind fünf liebevolle Helfer für dich, die dir Ruhe schenken und dein Nervensystem beruhigen können:

  1. 5-4-3-2-1 Bodyscan
    Nenne dir 5 Dinge, die du siehst, 4, die du fühlst, 3, die du hörst, 2, die du riechst, und 1, die du schmeckst. So kommst du ins Hier und Jetzt zurück.

  2. Wellenatmung
    Lege eine Hand auf den Bauch, atme tief ein, lass deinen Bauch sich heben, langsam aus und Bauch senkt sich. Stell dir vor, dein Atem ist eine sanfte Meereswelle, die dich beruhigt.

  3. Inneres Licht
    Schließe die Augen und stelle dir ein warmes Licht in deiner Brustmitte vor. Lass es mit jedem Atemzug wachsen und dich umhüllen.

  4. Ankern mit einem Gegenstand
    Halte einen kleinen Gegenstand (z. B. einen glatten Stein) in der Hand und spüre bewusst seine Form. Das bringt dich zurück in den Moment.

  5. Dankbarkeits-Minute
    Nimm dir täglich eine Minute, um drei kleine Dinge zu benennen, für die du dankbar bist – das stärkt deine innere Haltung.

Mit Liebe

„Du bist nicht allein mit deiner Empfindsamkeit. Sie ist ein Teil von dir – ein Teil deiner Stärke. Du darfst wanken, dich erschöpft fühlen, Zweifel haben und trotzdem bist du die beste Mutter für dein Kind.“

Quellen

  • Aron, E. N. (2019). Parenting the Highly Sensitive Child: Emotional Regulation and Sensory Processing Sensitivity in Parents and Children.

  • Branjerdporn, G., Meredith, P., Strong, J., & Green, M. (2019). Sensory sensitivity and its relationship with adult attachment and parenting styles. PLoS ONE, 14(1): e0209555.

  • Aktuelle Studien zu sensorischer Sensitivität, elterlicher Angst und Bindungsstil bei Eltern von Kleinkindern (0–3 Jahre).

  • Borghoff, Kathrin (2020). Hochsensibel Mama sein. Das Ressourcen-Handbuch. Beltz.