1. Ausgangspunkt
Wer kennt es nicht? Wir geben unser Bestes im Alltag, im Job, in unseren Beziehungen, versuchen eine selbstbewusste Frau zu sein und trotzdem zweifeln wir. Daran dass unser Bestes gut genug ist. Daran dass wir es verdient haben wertgeschätzt zu werden. Daran dass unsere Fähigkeiten und Talente gewollt und ausreichend sind.
Inhalt
ToggleWir sollen alles im Griff haben – jederzeit und fühlen uns gleichzeitig manchmal wertlos.
Es gibt Tage, da können wir einfach alles schaffen, wir rocken den Alltag und unser Leben und es ist egal, wer sich uns in den Weg stellen will. Und dann wieder gibt es Momente, in denen wir uns schwach und klein fühlen, obwohl wir vielleicht nicht immer wissen, wo diese Gefühle herkommen – oder selbst wenn wir es wissen, wir uns machtlos und eingesperrt im eigenen Leben fühlen.
In diesem Artikel möchte ich versuchen darzustellen, warum ein Coaching für mehr Selbstbewusstsein besonders für Frauen so wertvoll sein kann. Holen wir uns unsere Kraft zurück und gestalten aktiv unser Wunschleben und werden eine selbstsbewusste Frau auf allen Ebenen!
Wir leben nach wie vor in einer männlich dominierten Welt. Patriarchale Strukturen finden sich nicht nur in vielen Köpfen, sondern auch in vielen gesellschaftlichen Systemen wieder.
Vielleicht denkst du jetzt: Aber ich bin frei und gleichberechtigt aufgewachsen! Oder: Ich führe eine gleichberechtigte Beziehung! Das alles wünsche ich dir von Herzen…und trotzdem können wir alle uns vielen im Patriarchat gewachsenen Strukturen nicht entziehen.
Oder wie viele Frauen kennst du, die eine erfolgreiche Karriere und den Wunsch nach Familie gleichermaßen leben? Wie viele Frauen kennst du, die mit mittelmäßigen Leistungen und Mühen in einer Führungsposition sitzen? Oder wie viele Frauen sitzen aktuell (März 2025) in der politischen Führungsriege?
Ob bewusst oder nicht: wenn wir unser Selbstbewusstsein verbessern wollen, müssen wir hinschauen und hineinfühlen in dieses vielfältige Ungleichgewicht und analysieren, wie und wann unser Selbstbewusstsein uns abhanden gekommen ist. Am sinnvollsten ist das natürlich mit enger (professioneller) Begleitung. Für den Beginn deines persönlichen Weges, teile ich an dieser Stelle viele wichtige Grundgedanken und Inspirationen mit dir. Also bleib dran 😉
Irgendwann kommt der Punkt, wo wir aufhören müssen, die Menschen nur aus dem Fluss ziehen. Wir müssen flussaufwärts gehen und herausfinden, warum sie hineinfallen. (Desmond Tutu)
2. Warum Frauen ihr Selbstbewusstsein verlieren
Bei unserer Geburt tragen wir alle Voraussetzungen für ein gesundes Selbstbewusstsein in uns. Wir kennen noch keine Anpassung und Zweifel. Auf dem Weg zu mehr Selbstbewusstsein geht es demnach darum alle Mauern und Überlagerungen abzutragen, die uns die Sicht versperren auf dieses ursprüngliche gute Bewusstsein für uns selbst.
„Ich bin als Ganzes geboren, ich muss nicht durch einen anderen Menschen erst ganz werden!“ (Glennon Doyle)
Doyle schätzt ein, dass es ungefähr im Alter von zehn Jahren ist, wann wir lernen brave Mädchen oder echte Jungs zu sein und unser wahres Selbst zu verlieren.
Die männlich geprägte Gesellschaft steckt uns früh in einen Käfig und auch wenn ich hoffe, dass in einigen Kontexten Mädchen wahrhaftig frei sein dürfen, so bildet die Realität doch eine andere Wahrheit ab. Das Frauenbild, das nach wie vor in den Medien vorrangig gezeigt wird, bietet kaum Inspiration dafür das wahre Selbst zu leben, sondern sich wie gehabt an gängige Schönheitsideale anzupassen, um zu gefallen. Zugegebenermaßen gibt es zum Glück einige gesellschaftliche Blasen, die eine andere Form der Weiblichkeit zeigen (auch wenn sie noch viel zu klein sind meiner Ansicht nach!). In vielen Ländern der Welt werden Frauen gewaltvoll unterdrückt und klein gehalten und auch bei uns in der westlichen Welt ist das Gender Pay Gap, Geschlechterdiskriminierung und sexualisierte Gewalt bittere Realität. (An dieser Stelle könnte ich unendlich viele Statistiken und Unterdrückungsmechanismen aufführen, in diesem Artikel soll es jedoch eher um psychologische Aspekte gehen und zum Patriarchat kommen wir noch im nächsten Absatz).
2.a Unsere Mütter
Psychologin Julia Onken erklärt in ihrem Buch, dass natürlich die eigene Mutter einen maßgeblichen Einfluss auf das weibliche Selbstbewusstsein hat (oh, welche Überraschung!). Beobachten wir als Kinder bereits, wie unsere Mutter niedergemacht und unterdrückt wird, sich selbst aufgibt und alles dafür tut es dem Mann recht zu machen, entstehen auch bei uns große Verletzungen und ein verqueres Bild von Normalität unter Geschlechtern.
Wir haben dann später die Wahl uns von der eigenen Mutter zu lösen, indem wir sie und damit alle anderen Frauen (auch uns selbst) entwerten oder es gelingt uns der eigenen Mutter mit Verständnis und Empathie zu begegnen und Muster zu durchbrechen (im besten Fall gemeinsam). Dafür ist es entscheidend, dass wir unsere Mutter als ganze Frau im Rahmen aller gesellschaftlicher Restriktionen betrachten und nicht auf die Mutterrolle und alle damit verbundenen Erwartungen reduzieren. Die Verhaltensweisen der Mutter unreflektiert selbst zu übernehmen ist mit Sicherheit die ungünstigste Variante im Umgang, auch wenn sich nicht abstreiten lässt, dass wir alle bestimmte Gedanken und Überzeugungen tief eingebrannt haben und es wahnsinnig viel Arbeit bedeutet diese zu transformieren.
Selbstbewusstsein, Selbstsicherheit und Selbstbehauptung sind nicht statisch. Sie verändern sich permanent und leider heißt es nicht, dass wenn man sie einmal erarbeitet hat, sie für immer bleiben. Außerdem können die Ausprägungen je nach Lebensbereich sehr unterschiedlich sein. Fühle ich mich im Job selbstbewusst, stark und selbstwirksam, so muss das nicht auch für meine Familie gelten. Mein Verhalten kann dort ganz andere Muster entfalten und damit auch andere Gedanken und Gefühle freisetzen.
2.b Weibliche Rollen - wo ist die selbstbewusste Frau?
Leider sind Frauen, die an mangelndem Selbstbewusstsein leiden eine Norm geworden. So unterschiedlich sich dies auch ausdrückt. Manche Frauen können deshalb keine Hilfe annehmen und gehen wütend auf Frauen los, die Schwäche aka Weichheit zeigen. Sie entwerten deren Verhalten und damit auch große Teile ihrer selbst. Andere verstecken sich hinter einer äußeren Hülle, einer Maske aus Schönheitsidealen und Perfektionismus und messen ihren inneren Stärken keinen großen Wert zu. Wieder andere zeigen sich am liebsten gar nicht und versuchen unsichtbar angepasst zu sein. Die Rollen, in denen wir unsere Weiblichkeit ausleben können sind sehr begrenzt und durch eine männlich geprägte Gesellschaft definiert. Die natürlich selbstbewusste Frau taucht höchstens in Form einer Rebellin oder Systemgegnerin auf und wird von vielen Seiten abgewertet und versucht unter Kontrolle zu bringen.
Viele Eigenschaften werden bestimmten Geschlechtern zugeschrieben. So wird es z.B. von Frauen viel häufiger erwartet, dass sie selbstlos und fürsorglich für andere da sind. „Selbstlos“ – was für ein passendes Wort in diesem Kontext. Es ist also ausdrücklich nicht gewünscht, dass wir unserem Selbst Ausdruck verleihen geschweige denn es priorisieren. Ohne ein Selbst durch die Welt gehen, sich ausschließlich um andere kümmern und an anderen orientieren. Kein Wunder, dass es in diesem Kontext sehr schwer ist die Verbindung zu sich selbst nicht gänzlich zu verlieren.
Doyle nennt das die weibliche Zähmung und suggeriert damit, dass es durchaus einen Weg zurück zu unserem ursprünglichen, wilden Wesen gibt.
Wenn wir unseren Wert von dem Grad der Selbstaufopferung und Unkompliziertheit unseres Wesens abhängig machen, entwerten wir uns ständig selbst und stehen am Ende mit denkbar niedrigem Selbstwertempfinden da. Alizadeh sagt weiterhin, dass es so wichtig ist zu verstehen, dass unsere Identität sich nicht frei entwickelt hat, sondern im Spannungsfeld Gesellschaft und Psyche konstruiert ist. Und da diese Gesellschaft männlich geprägt ist, wird eine Identität abseits der männlichen cis Norm nie als frei oder selbstverständlich angesehen.
Hinzu kommen kollektive Erfahrungen von Frauen, weniger wert zu sein als die männliche Hälfte der Gesellschaft z.B. prägen sich epigenetisch ein und werden so stetig weitergereicht. „Transgenerationale unbewusste Verstrickungen, die aus systematischer und struktureller Benachteiligungen und Unterdrückungen erwachsen sind“ nennt Kaja Otto das epigenetische Erbe, dass wir von unseren Vorfahrinnen in uns tragen.
Unser antrainiertes, patriarchal sozialisiertes Wesen, ist sozusagen unser falsches Selbst. Mit dem wahren Selbst (dem richtigen) hat es meist nur peripher zu tun und kann deshalb krank machen und dafür sorgen, dass frau völlig orientierungslos dasteht, sollte sie den Mut fassen ihre Grenzen und Ängste näher zu betrachten.
Onken und Doyle machen in ihren Texten deutlich, dass ein mangelndes Selbstbewusstsein nichts mit krankem Verhalten oder eingebildeter Beschränkung und Wertlosigkeit zu tun hat, sondern eine durchaus gesunde Reaktion auf ein krankes System, eine kaputte Welt ist. Weiblichkeit in diesem Spannungsfeld zu betrachten und einzuordnen, kann auch etwas durchaus entlastendes auslösen, denn es zeigt: Nicht wir sind krank! Die Gesellschaft ist es!
Es gibt also nicht eine kurze Antwort auf die Frage, warum wir unser natürliches weibliches Selbstbewusstsein verloren haben. Es sind komplexe Verzahnungen von individueller Biographie, epigenetischem Erbe, den patriarchalen Gesellschafts- und -denkstrukturen und Psyche.
3. Kurze Reflexion patriarchaler Strukturen
3.a Geschichte und Ursprung
Schauen wir in die Geschichte entdecken wir, die konstante Entwertung der Frau mit Beginn des patriarchalen Zeitalters. Doch was war eigentlich davor? Warum waren Frauen vor dem Machtaufbau der Männer verehrt und als weise und stark angesehen? Ganz einfach: Weil wir die sind, die Leben auf die Welt bringen!
Frauen wurden verehrt und geachtet, ihre Weisheit anerkannt, ihre Kompetenzen und diplomatisches Geschick genutzt, um gewaltfrei Konflikte zu lösen. Das Matriarchat folgte keinen Dominanz- und Machtansprüchen, sondern stellte ausnahmslos die Gemeinschaft in den Mittelpunkt allen Handelns.
Und vereinfacht gesagt, begannen die Männer dann alles an sich zu reißen, als sie verstanden, dass es ihr Samen ist, der unabdingbar für die Entstehung neuen Lebens ist. Bevor diese Tatsache den Menschen bekannt war, lebten sie friedlich miteinander und es war die Klugheit, Weitsicht und Empathie der Frauen, die Machtkämpfe und Gewalt nicht zuließen. Eine andere Theorie über die Entstehung des Patriarchats, nennt die hohe Frauensterblichkeit bei Geburten als Grund für einen großen Überschuss an Männern, die aufgrund dessen Dominanzansprüche stellten. Der Ursprung des Patriarchats könnte aber auch in einer Klimaveränderung begründet sein, die bewirkte, dass die Menschen abhängiger von der Viehzucht wurden, die von Männern ausgeführt wurde und bald zu erbitterten Kämpfen um geeignetes Weideland führte.
Es lohnt sich auch zu hinterfragen woher denn unser Wissen eigentlich stammt. Von Aufzeichnungen meist. Beleuchten wir genauer, wer diese Aufzeichnungen anfertigte (Menschen, die Zugang zu Bildung und die Fähigkeit zum schreiben hatten), wird schnell klar, weshalb unsere gesamte Weltsicht durchweg männlich geprägt ist. Bis heute.
3.b Gegenwart
Denn auch wenn uns Frauen in der Gegenwart theoretisch der Zugang zu allen Professionen und zu allem Wissen offen steht, zeigt die Realität nach wie vor, dass es für eine Frau schwierig ist, sich in „Männerdomänen“ zu bewegen ohne sich dauernd beweisen zu müssen. Ganz zu schweigen davon, was es mit unserer Wahrnehmung macht und für unsere Zukunftserwartungen bedeutet, dass nach wie vor sehr wenige Frauen in Führungspositionen zu finden sind. Gestern wie heute ist der Mann das Maß aller Dinge (manchmal sogar in reinen Frauengruppen).
Onken geht sogar so weit zu sagen: „Und erst allmählich dämmerte mir, wie patriarchale Strukturen dafür gesorgt haben, dass weibliche Stärken in beinahe allen Bereichen durch einen systematischen Entwertungsprozess ihre ursprüngliche Kraft eingebüßt haben oder bis zur Unkenntlichkeit entstellt wurden. Und es fiel mir wie Schuppen von den Augen, dass sich auf dieser Basis kein kraftvolles Selbstbewusstsein entwickeln kann.“
So viele widersprüchliche Botschaften, die wir dauernd erhalten über Medien, Gesellschaft, Umfeld, Sozialisierung sorgen dafür, dass wir gar nicht „richtig und gut“ sein können. Das Spannungsfeld, in dem wir uns bewegen übt großen Druck und unerfüllbare Erwartungen auf uns aus. Und das täglich!
Wir werden von klein an zur permanenten Grenzüberschreitung motiviert und lernen nicht uns abzugrenzen. Daher leisten wir mehr, beschweren uns wenig und halten so patriarchale Systeme aufrecht. Unser mangelnder Selbstwert finanziert sozusagen das patriarchale System, wie Madeleine Alizadeh schreibt.
Wir dürfen also zunächst für uns selbst und in Gemeinschaft mit anderen Frauen unsere patriarchalen Denkmuster identifizieren und revolutionieren. Denn in unseren Köpfen und Verhaltensmustern hat sich das Patriarchat derart festgesetzt, dass wir es aktiv hinausbefördern müssen.
Die selbstbewusste Frau hat so viele Facetten und es ist patriarchalen Strukturen gelungen in die meisten davon einzudringen und uns zu entwerten.
Das in den Medien und der breiten Gesellschaft propagierte Schöhnheitsideal ist übrigens ein weiteres Machtinstrument. Es sorgt dafür, dass wir uns ständig nach außen orientieren, am außen bewerten (gegenseitig und uns selbst) und die Verbindung zu unserem eigenen Körper oft vollends verlieren. Dazu gehört auch die anerzogene Scham, die uns Frauen schon in jungem Alter auferlegt wird. Alles, was mit der Periode zu tun hat z.B. oder generell Veränderungen des eigenen Körpers, werden häufig beschämt versteckt und tabuisiert bzw. „im privaten“ behandelt. Frauen zu beschämen für das, was sie sind, ist ein äußerst wirksames Mittel, um zu verhindern, dass wir uns unserer mächtig fühlen und in unsere natürliche Stärke kommen. „Einen weiteren Schlüssel zur Beherrschung“ benennt Otto das Phänomen.
Das Patriarchat bestimmt unser Denken und Handeln seit tausenden von Jahren. Uns über die wirkenden Mechanismen im eigenen Kopf und gesellschaftlichen Strukturen und damit auch im Umgang miteinander bewusst zu werden, ist ein essentieller Schritt zur Wiedererlangung des weiblichen Selbstbewusstseins.
Interessanterweise war es ein Mann, der bereits vor 40 Jahren sagte:“Ein Ordnungssystem, das nicht in der Lage war, zwei Weltkriege in diesem Jahrhundert zu verhindern, hat sich als inkompetent erwiesen.“(Erich Fromm)
4. Das Unterbewusstsein
In der tiefgehenden Auseinandersetzung mit mangelndem Selbstbewusstsein müssen wir auch unser Unbewusstes mit einbeziehen, denn unser Unterbewusstsein sendet uns stetig Signale und erinnert uns an tiefes weibliches Wissen, an die selbstbewusste Frau in uns. Diese Zeichen zu ignorieren oder übersehen bedeutet viel energetischen Aufwand, den wir uns langfristig sparen könnten, wenn wir uns bemühen die Signale zu entschlüsseln.
Alles hat seine Zeit und unser Unterbewusstsein speichert Informationen, die aus Schutz des Bestehenden oder der eigenen Gesundheit, keinen Raum in der Realität bekommen (dürfen), bis unsere Psyche soweit ist, die wiedergefundenen Informationen zu verarbeiten.
Auch das psychologische Phänomen der Übertragung dürfen wir nicht außer Acht lassen, denn sie erklärt, weshalb wir uns in bestimmten Situation plötzlich schwach und wenig selbstsicher fühlen. Dabei werden alte Erfahrungen und damit verbundene Gefühle auf neue Situationen oder Beziehungen übertragen. Dies ist zwar ein schwer zu durchschauendes Muster, erfüllt jedoch die wichtige Funktion alte Wunden heilen zu können, indem ähnliche Ausgangssituationen hergestellt werden. Natürlich könnte ich über „Übertragungen“ allein ein ganzes Buch füllen. An dieser Stelle soll jedoch der kurze Hinweis genügen, wie wichtig es ist eigene Übertragungsmuster vor dem persönlichen biographischen Hintergrund zu durchschauen, um die Möglichkeit zur Transformation und Korrektur zu haben.
5. Wege zurück – die selbstbewusste Frau in uns wiederfinden
Natürlich gibt es viele Methoden, Denkanstöße, konkrete Tools und aktive Prozesse, die unser verschüttetes Selbstbewusstsein wieder freilegen können. An dieser Stelle, gebe ich einige wenige Inspirationen zur weiteren Auseinandersetzung mit dir und deinem Selbstbewusstsein. Sehr gerne gehen wir diesen Weg auch gemeinsam!
5.a Veränderungen im Kopf
- Sich sensibilisieren und klar machen, dass es kein Luxus oder egoistische Spinnerei ist, sich der eigenen Persönlichkeitsentwicklung zu widmen, sondern eine dringende Notwendigkeit, um immer weiter eine wahre Gleichberechtigung zu erreichen und die Schieflage zwischen männlich und weiblich in der Welt auszugleichen.
- Wer sich ein besseres Selbstbewusstsein wünscht hat einen existentiell wichtigen Schritt zu tun, bevor neue Muster etabliert werden können: Hör auf dich selbst zu entwerten! Jetzt sofort und für immer! Natürlich wird es Zeit brauchen Verhaltensmuster zu ändern, die du bereits dein halbes (oder ganzes Leben) mit dir herumträgst. Du darfst also sehr geduldig mit dir sein. Und trotzdem kannst du den ersten Schritt schon heute machen!
- Die Opferrolle aufzugeben ist nicht einfach, aber vielleicht hilft es zu erkennen, dass uns diese Haltung nicht nur abhängig, sondern vor allem handlungsunfähig macht. Du darfst dein Leben aktiv selbst gestalten! Auch wenn du vielleicht Hilfe brauchst zunächst zu erkennen, an welchen Stellen du dein Leben selbst beeinflussen kannst, wird es immer Stellschrauben geben an denen du drehen kannst. Du musst nicht als Opfer der Umstände, der Beziehungen oder des Mannes in Selbstmitleid und damit auch Selbstentwertung verharren. Du hast es verdient glücklich zu sein und du bist in der Lage selbst für dieses Glück zu sorgen! Der Prinz auf dem weißen Pferd ist und war sowas von patriarchales Märchenweltgelaber. Die Kraft steckt in dir! Du darfst dir jederzeit Unterstützung holen, aber du musst niemals deine Selbstbestimmung aufgeben!
- Mit dir selbst einen Vertrag abschließen. Darüber, dass du dir Ungerechtigkeiten nicht mehr gefallen lässt, aktiv aufstehst für Frauenrechte und Raum für dich einforderst. Dass du immer zu dir stehst und dich selbst liebst.
- Wichtig ist auch die eigenen Beziehungen zu hinterfragen und ganz ehrlich herauszufinden, ob diese auf gegenseitiger Wertschätzung und Respekt begründet sind oder nicht. Sie sind unter Umständen deine größten Selbstwert- und Energiekiller und dürfen beendet und aussortiert werden.
- Begabungsstau vermeiden. Viele Frauen bemühen sich ihre Männer nicht zu überholen und auch ja nicht zu viel Raum einzunehmen in der Gesellschaft. Sie bleiben im Anfängerstadium stecken und geben Talenten und Begabungen keinen Platz.
- Umdeuten als Zauberwort. Natürlich übernommene, automatisch verinnerlichte Bewertungen verändern! Patriarchale Entwertung erkennen und überschreiben.
- Unseren Gefühlen wieder vertrauen lernen. Alle Gefühle zulassen und dabei lernen, dass du überlebst und den Schmerz sogar für deine Selbstbewusstseinsbildung nutzen kannst. Die eigene Intuition wahrnehmen. Das ist die Basis von Selbstvertrauen. Viele Mädchen bekamen (bekommen immer noch s. Blogartikel zum Thema weibliche Wut) ihre Gefühle ausgeredet. Bedürfnisse werden nicht ernst genommen, in der eigenen Mitte zu bleiben wurde unmöglich.Wir dürfen lernen uns wieder IN UNS SELBST zu orientieren, statt immer im Außen möglichst angepasst zu agieren.
- Finde deinen inneren Safespace, also einen Ort in deinem Inneren an dem du frei atmen und einfach du selbst sein kannst. Dort ist es sicher und gemütlich und dein wahres Selbst kann sich zeigen. Du kannst dort so oft sein, wie du es brauchst und immer wieder zurückkehren. (eine angeleitete Mediation kann dir auch dabei helfen deinen Safe Space zu finden)
- Weiblichkeit neu definieren. Die unbewussten und gesellschaftlichen Definitionen stammen von Männern und unterstützen männliche Machtansprüche. Der Mann soll im Zentrum des Lebens der Frau stehen, statt dass sie Orientierung in sich selbst suchen kann. Zum neuen Verständnis von Weiblichkeit überlege konkret welche Frauen du bewunderst. Welche Eigenschaften ziehen dich an? Wie kannst du diese mehr in dein Leben holen? Aus der Psychologie wissen wir, dass es Projektionen in beide Richtungen gibt. Du kannst also auch die positiven Eigenschaften anderer Frauen nur dann wahrnehmen, wenn sie bereits in dir angelegt sind. Wow, da steckt so viel Kraft drin!
5.b Veränderungen im Handeln
- Nein sagen lernen. Denn ein Nein ist immer auch ein Ja zu uns selbst.
- Suche dir einen persönlichen Powersoundtrack, der dich an deine Kraft erinnert und Energien frei setzt, um dich selbst wahrhaftig zu spüren und entfalten zu können.
- Lerne deine Wut kennen und nutze sie als Wegweiser. Wege finden Wut und Aggression in Kraft umzusetzen, auch wenn wir dann als unweiblich bezeichnet (oder beschimpft werden). Die Urkraft der vorwärtsdrängenden Energie spüren und Raum geben.
- Versteckte Demütigungen im Alltag aufdecken. z.B. wird die Arbeit von Frauen häufiger nochmal von einem Mann kontrolliert.
„Mutig sein heißt nicht, Angst zu haben und es trotzdem zu tun. Mutig sein heißt, von innen nach außen zu leben. Mutig sein heißt, sich in jedem Moment der Unsicherheit nach innen zu wenden, nach dem inneren Wissen zu tasten und es laut zu artikulieren.“ (Glennon Doyle)
- Schreiben / journaling als Form des Selbstkontaktes, auch als Therapieform. Auf kleine Zeichen und leise Töne achten, um nicht in Selbstvergessenheit verloren zu gehen. In gutem Selbstkontakt bleiben.
- Sich von der Geschichte anderer Frauen inspirieren lassen, sich ernsthaft mit dem eigenen Selbstbild auseinandersetzen. Das kann über Bücher oder auch persönlichen Kontakt passieren.
- Sisterhood wiederentdecken: Eine starke Frauengemeinschaft / -Freundschaften leben. Welche Frauen gibt es bereits in deinem Leben, die dir Inspiration und Kraft schenken? Wenn noch keine vorhanden sind: wie und wo könntest du solche Verbindungen finden? Gibt es Angebote vor Ort oder online?
- Andere Frauen auf ihrem Weg unterstützen, weibliche Gemeinschaft leben und tiefes Vertrauen in die Kompetenzen der Frauen (und damit auch in die eigenen) entwickeln.
- Aufhören dauernd zu Tun und Antworten und Ruhe in der Stille und Langsamkeit finden.
- Uns erlauben zu träumen, Visionen zu entwickeln, den Himmel in uns selbst zu finden. Doyle fragt dazu gern „Wie lautet die wahrhaftigste, schönste Geschichte über dein Leben, die du dir vorstellen kannst?“
- Dinge erschaffen und kreieren, Ballast und unwahrhaftiges loslassen. Uns mit unserer femininen Kraft verbinden, schöpferisch und kreierend wirken können außerhalb der patriarchalen auferlegten Grenzen
- Eigene Werte, Ziele, Stärken kennenlernen
- Deinen Körper in neuem Licht sehen. Abseits der Bewertungen von Außen. Wofür bist du deinem Körper dankbar? Was ermöglicht dir dein Körper?
- Resilienz stärken und abrufen – anerzogene Schuld und Schamgefühle in Schach halten / ablegen
- Egoistischer werden in einer patriarchalen Welt, die uns Egoismus verbietet. Konflikte nicht scheuen und und klar Abgrenzen OHNE Schuldgefühle.
- Die wilde, freie, ungezügelte Frau in uns befreien!
Sich selbst bewusst sein bedeutet sich selbst als handelnd und bestimmend zu erleben, Möglichkeiten und Grenzen zu erfahren, eine tiefe Verbindung spüren zu unseren Wurzeln, dem übergeordneten Universum / Liebe/ Ursprung /große Mutter / Gott. Es geht also um Vertrauen in eine transzendente Ordnung und Vertrauen in sich selbst, das eigene Leben. Das wiederum geht nicht ohne Selbstwertschätzung und Selbstliebe.
Große Worte, ich weiß und vielleicht kommt es dir jetzt erst recht vor als könntest du diesen Berg niemals besteigen. Ich möchte dich an dieser Stelle ermutigen trotzdem loszugehen. Schritt für Schritt, in deinem Tempo. Hin zu der selbstbewussten Frau, die in dir steckt. Als Teil einer feministischen Veränderung, die diese Welt so bitter nötig hat. Sehr gerne begleite ich dich dabei, gebe dir einen Raum und Rahmen, Inspiration und Sicherheit.
von Herzen und in Sisterhood,
Frauke
Quellen
Julia Onken: „Mit dem Herzen der Löwin“ C.H. Beck, München 2018
Glennon Doyle: „Ungezähmt“ Rowohlt, Hamburg 2020
Daniela Blickhan: „Positive Psychologie und Coaching“, Junfermann, Paderborn 2021
„Unlearn Patriarchy“, Ullstein, Berlin 2022
Kaja Andrea Otto: „Spiritual Feminist“ arkana, München 2022